Zug, 12. September 2025
Sehr geehrter Herr Regierungsrat
Unsere Fragen richten sich wiederum auf die drei Schwerpunktthemen des KSVZ:
Gesundheit, Wohnen und Alter als Chance.

Einstiegsfrage
Was bedeutet Ihnen persönlich das Thema Alter und Altern in unserer Gesellschaft?
Das Thema Alter berührt uns alle – als Individuen, als Familien und als Gesellschaft. Wichtig erscheint, dass auch die Chancen des Älterwerdens gesehen werden. Im Idealfall sollten ältere Menschen ein aktives, selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen können.
Fragen zu Gesundheit
1. Sie sprechen sich klar für eine stärkere ambulante Betreuung und eine bessere Koordination bestehender Angebote aus. Während Ihres Wahlkampfes brachten Sie die Idee einer Fachstelle Alter ein. Wie könnte eine solche Fachstelle konkret aussehen? Ist geplant, dieses Anliegen in der neuen Legislatur aktiv anzugehen?
Ja, es ist geplant, dies gemeinsam mit der Direktion des Innern anzugehen. Der Aufbau einer Fachstelle Alter wäre eine Massnahme der sich in Entwicklung befindenden Altersstrategie. Diese Fachstelle könnte in enger Abstimmung zwischen Gesundheitsdirektion und Direktion des Innern die Koordination und Vernetzung der Angebote sicherstellen. Über ein
Koordinationsgremium – z. B. ein Netzwerk Alter – könnten die Gemeinden und Akteurinnen und Akteure im Altersbereich eingebunden werden. So könnten Themen wie Pflege, Betreuung und Angehörigenunterstützung abgestimmt bearbeitet und gemeinsame tragfähige Lösungen
entwickelt werden.
2. Während Ihres Wahlkampfes sagten Sie zudem, dass wir mehr Hausärztinnen und mehr geriatrische Angebote brauchen. Wie möchten Sie diese Ziele erreichen?
Die medizinische Versorgung im Bereich der Allgemeinmedizin im Kanton Zug ist im Schweizer Vergleich gut. Hausärztinnen und -ärzte wurden im Kanton Zug bewusst nicht der Zulassungsbeschränkung unterstellt. Wenn sie die Grundvoraussetzungen erfüllen (z.B. genügendes Diplom) werden sie ohne Einschränkung zugelassen. Zudem ist die Zuger Gesundheitsdirektion bestrebt, die Bewilligungen zügig zu erteilen. Mit dem bisherigen Tarif (Tarmed) wurden die Hausärztinnen und -ärzte im Vergleich zu den Spezialärztinnen und -ärzten benachteiligt. Erklärtes Ziel des neuen Tarifs (Tardoc) ist es, dies zu korrigieren. Es wird sich zeigen, ob dies auch eintritt.
Fragen zu Alter hat Potential
In Ihrer Antwort zur steigenden Lebenserwartung betonen Sie das Potenzial der älteren Generation, etwa durch Engagement in Vereinen oder einem längeren Verbleib im Berufsleben.
1. Welche konkreten Rahmenbedingungen möchten Sie in Ihrer Amtszeit schaffen, damit dieses Potenzial tatsächlich besser genutzt wird, z. B. im Bereich flexible Pensionierungsmodelle oder altersgerechtes Ehrenamt?
Die Bevölkerungsbefragung «Zug 55 Plus» vom letzten Sommer hat eindrücklich gezeigt: Die Zuger Bevölkerung engagiert sich bereits stark – sei es in Vereinen, in der Nachbarschaftshilfe oder in der Care-Arbeit. Zugleich wurde deutlich, dass ein Bedürfnis nach individuelleren und flexibleren Modellen der Freiwilligenarbeit besteht. Hier könnte die Fachstelle Alter ansetzen. Bei der flexiblen Pensionierung sind insbesondere auch die Arbeitgeber gefordert.
2. Wie kann hier der Kanton Zug als Vorbild für Bundesbern agieren?
Der Kanton Zug leistet mit seiner umfassenden Bevölkerungsbefragung und der darauf basierenden und stark partizipativen Strategie vorbildliche Arbeit – Ziele und Massnahmen werden breit abgestützt erarbeitet. Mit dem Aufbau einer Fachstelle, der engen Zusammenarbeit des Gesundheits- und Sozialbereichs und einem neuen Koordinationsgremium könnte man
sicherstellen, dass auch in Zukunft tragfähige Lösungen gemeinsam und breit abgestützt entstehen.
Frage zu Wohnen
Sie erwähnen verschiedene Wohnformen wie Alterswohnungen mit Notrufsystem, betreutes Wohnen oder Mehrgenerationenhäuser.
1. Wo sehen Sie im Kanton Zug aktuell den grössten Handlungsbedarf im Bereich Wohnen für Senior:innen?
2. Welche konkreten Schritte möchten Sie als Regierungsrat zur Förderung altersgerechter Wohnformen unternehmen?
Es ist ein Bedürfnis älterer Menschen, so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause wohnen zu können. Dafür benötigen sie nicht nur gesundheitliche Unterstützung, sondern auch Hilfe und Betreuung im Haushalt, Mahlzeitendienste oder eine sichere Umgebung. Zentral ist
mithin der Begriff «Betreutes Wohnen». Dieses Thema fällt zwar primär in die Zuständigkeit der Gemeinden; ein enger Austausch und eine gute Zusammenarbeit zwischen der Gesundheitsdirektion und den Gemeinden ist aber wichtig. Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit bildet das Projekt «Gut betreut und gepflegt im Kanton Zug». Im Rahmen dieses Projekts wurde die Online-Plattform www.pflege-zug.ch lanciert, auf welcher sich Pflege-
und Betreuungsbedürftige und deren Angehörige über die bestehenden Beratungs-, Betreuungs- und Wohnangebote informieren können.
Kann die notwendige Pflege und Betreuung zu Hause trotz entsprechender Angebote nicht mehr ausreichend gewährleistet werden, sollte ein ausreichendes Angebot an Pflegeheimplätzen vorhanden sein. Es ist Sache der Gesundheitsdirektion, den Bedarf an Pflegebetten unter Einbezug der Gemeinden vorausschauend zu planen. Dabei berücksichtigt sie auch das Angebot an alternativen Wohnformen für ältere Menschen. Die Gemeinden haben nach Massgabe dieser Planung eine ausreichende Pflegeversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, wobei der Kanton in der Koordination Unterstützung bieten kann.
Abschlussfragen
1. Was möchten Sie der älteren Bevölkerung im Kanton Zug mit auf den Weg geben?
Ich möchte die ältere Bevölkerung ermutigen, ihre Erfahrungen, ihre Kompetenzen und ihr Engagement weiterhin aktiv einzubringen. Sie leisten bereits heute einen grossen Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander.
2. Was dürfen wir in den nächsten vier Jahren von Ihnen als Regierungsrat erwarten?
Die Umsetzung der Altersstrategie soll gemeinsam mit der Direktion des Innern vorangetrieben werden – in enger Zusammenarbeit zwischen Kanton, Gemeinden und weiteren Akteurinnen und Akteuren. Mit einer Fachstelle Alter und einem Koordinationsgremium könnten wir Strukturen für gemeinsam entwickelte Lösungen schaffen. Ziel soll es sein, dass der Kanton Zug für alle Generationen lebenswert bleibt – und auch für ältere Menschen ein Ort ist, in dem sie ihre Ressourcen erhalten und entfalten können.