Zuger Regierungsrats-Ersatzwahl 15. Juni 2025

Wie stehen die Kandidierenden zu wichtigen Themen, welche die ältere Generation beschäftigen? Wofür würden sie sich im Falle ihrer Wahl in den Zuger Regierungsrat einsetzen?

Wir haben nachgefragt und den Kandidierenden drei Fragen gestellt – zu den Themen Potenzial im Alter, Wohnen im Alter und Gesundheitsversorgung im Alter.

Lesen Sie hier die Antworten. Herzlichen Dank an die Kandidierenden!

Carina Brüngger

Carina Brüngger-Ebinger
1965, Geschäftsführerin Spitex Kanton Zug
Steinhausen
FDP


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?

Viele Seniorinnen und Senioren engagieren sich bei Pro Senectute, SRK, Tixi oder den Senioren-verbänden ehrenamtlich. Das sind private Organisationen welche aus kantonaler und gemeindlicher Sicht wertgeschätzt und gestützt werden müssen.

Zuständig sind die Einwohnergemeinden. Als Regierungsrätin kann ich diese unterstützen in dem wir gemeinsam Strategien (Demenz / Betreuung) erarbeiten. Meine Erfahrungen aus dem Gesundheitswesen und als Gemeinderätin wird mir dabei helfen.


Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?

Zur Lebensqualität jeder Generation gehört eine Perspektive, wie sie durch das ganze Leben eine passende Wohnmöglichkeit in ihrem vertrauten Umfeld findet. Dies gilt auch für die ältere Generation. Sei es mit Bereitstellung von Alterswohnungen, von betreutem Wohnen oder von Seniorenzentren. Mit dem Instrument Bebauungsplan haben die Gemeinden ein sehr gutes Instrument zur Hand, mit welchem sie mit den Landeigentümern, Korporationen und Genossenschaften den Wohnraum weiterentwickeln können.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Erstens: Meine Generation: Wir werden in wenigen Jahren von Baby-Boomern zu Pflege-Boomern. Eine gute ambulante medizinische Versorgung ist gewährleistet. Was komplett fehlt ist die Betreuung. Wir haben zurzeit kein Konzept, keine Finanzierung und auch keine Qualitätskontrolle. Dies ist für mich die dringendste Massnahme. Schliesslich möchten wir alle lieber zu Hause bleiben als in ein Pflegeheim.
Zweitens: Kanton und Gemeinden müssen die Hausarztmedizin stärken.

Tabea Estermann
1993, Dipl. Wirtschaftsprüferin/Controllerin Zug
GLP Kanton Zug


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?

Die gewonnene Lebenszeit ist ein Geschenk! Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die aktives Altern fördern. Konkret: Wir brauchen flexible Arbeitsmodelle, die es der älteren Bevölkerung erlauben, ihr Wissen und ihre Erfahrung einzu-bringen – sei es in Teilzeit, Mentoring-Programmen oder gemeinnützigen Projekten. Ich setze mich für Innovationsräume ein, wo Jung und Alt gemeinsam an Lösungen für unsere Zukunft arbeiten. Und wir müssen digitale Kompetenzen stärken.


Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?

Wohnen im Alter muss selbstbestimmt und integriert sein. Ich setze mich für innovative Wohnformen ein – z. B. Generationenwohnen und modulare Wohnprojekte mit Betreuung nach Bedarf. Gemeinden sollen gezielt Raum dafür schaffen und Hürden im Bau- und Planungsrecht abbauen. Wenn wir attraktive Angebote für ältere Menschen schaffen, profitiert auch die junge Bevölkerung von der Rotation im Wohnungsmarkt.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Wir brauchen eine Versorgung, die nah, vernetzt und vorausschauend ist. Ich setze auf Prävention, stärkere Koordination zwischen Hausärzten, Spitex und Spitälern sowie digitale Lösungen zur Entlastung. So stellen wir eine wirksame und wirtschaftliche Betreuung für alle Generationen sicher.

Andreas Hausheer
1973, Kaufmann/ Gemeindepräsident
Steinhausen
Die Mitte Kanton Zug


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?

Seniorinnen und Senioren haben viel Wissen und Lebenserfahrung. Dieses Potenzial dürfen wir nicht verlieren. Ihr Engagement in Vereinen oder auch in Schulen ist für die Gesellschaft von grosser Bedeutung. Wenn die ältere Generation länger im Arbeitsprozess sein möchte, müssen wir Rahmenbedingung schaffen, die dies auf Wunsch aller Beteiligten möglich machen, z.B. mit flexiblen Pensionierungsmodellen.


Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?


Ältere Menschen sollen in Zug sicher und selbstständig wohnen können. Alterswohnungen mit Notrufsystem, betreutes Wohnen mit Serviceleistungen, barrierefreie Umbauten und Mehrgenerationenhäuser können gute Ansätze sein. So kann der Eintritt ins Pflegeheim oft hinausgezögert werden – das entlastet die Heime und stärkt die Selbstständigkeit.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Wir brauchen mehr Hausärztinnen, eine starke ambulante und mobile Pflege und mehr geriatrische Angebote. Ambulante Betreuung muss Vorrang haben und darauf müssen wir den Fokus haben. So entlasten wir Spitäler und Heime. Oftmals würde schon eine gut abgestimmte Koordination der vielen Angebote ressourcensparend sein, beispielsweise mit einer Fachstelle Alter als Drehscheibe und Anlauf-stelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen.

Andreas Lustenberger
1986, Geschäftsleitungsmitglied Caritas Baar
ALG Kanton Zug und soziales Bündnis


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?


Seniorinnen und Senioren sind eine wichtige Gruppe für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Schon heute leisten sie als Grosseltern einen wichtigen Beitrag für die Arbeitstätigkeit ihrer Kinder. Ich bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft wieder näher zusammenrücken muss, und dazu brauchen wir die Erfahrung und Kompetenz unserer älteren Mit-menschen. Es ist mir ein Anliegen, das gemeinnützige Engagement zu fördern. Sei dies im Fahrdienst beim SRK, in der Nachbarschaftsgenossenschaft KISS oder in der Frauengemeinschaft.


Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?

Ich setze mich ein für mehr bezahlbare Alterswohnungen, mit gemeinschaftlichen Aktivitäten und pflegerischen Dienstleistungen gleich vor Ort. Immer mehr Zugerinnen und Zuger können sich das Leben in unserem schönen Kanton nicht mehr leisten. Dabei ist es oft die einheimische Bevölkerung, welche sich freiwillig engagiert, in der Feuerwehr dabei ist oder unsere Traditionen pflegt. Als Regierungsrat möchte ich eine kantonale Altersstrategie erarbeiten, welche insbesondere das Wohnen im Alter ins Zentrum stellt.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Mir ist eine flächendeckende Abdeckung mit Hausarztpraxen ein wichtiges Anliegen. Nebst dem Vorteil der Nähe für Menschen, die nicht so gut mobil unterwegs sind, sind Hausarztpraxen auch günstiger gegenüber dem Spital. Wir müssen zudem in die Pflege und in Betreuungsangebote investieren. Nebst der professionellen Begleitung möchte ich auch Nachbarschaftshilfen stärker fördern. Ein wichtiges Anliegen ist mir ein Angebotsausbau im Bereich Demenz und in der Palliativ-Care.

Stefan Thöni
1985, Informatikingenieur MSc ETH, Jurist MLaw,
Steinhausen
PARAT


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?

Fitte ältere Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich für Gemeinschaftsprojekte einzusetzen, die auch vom Kanton gefördert werden. Zudem sollte die Möglichkeiten erweitert werden, freiwillig über das normale AHV-Alter hinaus zu arbeiten, auch in Teilzeit, und sich dabei auch etwas dazu zu verdienen, statt Ansprüche zu verlieren. Dies kann der Kanton vor allem dadurch fördern, dass er mehr und bessere Erwachsenenbildung fördert, damit sich möglichst viele Menschen weiterqualifizieren oder in der zweiten Lebenshälfte einen komplett neuen Beruf ergreifen können. Nicht zuletzt steht im Alter auch das Geniessen im Vordergrund. Dazu kann der Kanton mithelfen, mehr für ältere Menschen gut zugängliche Naherholungsmöglichkeiten zu schaffen, weil die bestehenden häufig überlaufen sind.


Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?

Der Fokus sollte klar darauf liegen, dass möglichst viele ältere Menschen so lange wie möglich so selbstständig wie möglich wohnen können. Dazu braucht es geeigneten Wohnraum. Dieser muss barrierefrei sein, die richtige Wohnungsgrösse und Gemeinschaftseinrichtungen aufweisen und bezahlbar sein. Hier kann der Kanton mithelfen, indem er Genossenschaften, die solchen Wohnraum bauen, günstige Bürgschaften gewährt und Grundstücke günstig zur Verfügung stellt. Die Betreuung durch Spitex und der Erwachsenenschutz muss darauf ausgerichtet werden, dass mehr ältere Menschen in einer eigenen Wohnung leben und dort betreut werden.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Es wird unumgänglich sein, die Spitex auszubauen und mehr Hausärzte im Kanton zu haben, die auch bereit sind, Hausbesuche zu machen. Indem er diese fördert, kann der Kanton auch Geld bei Heimen und stationären Behandlungen sparen. Ausserdem braucht es ein Erkennungs- und Präventionsprogramm gegen den Eintritt von Demenz. Zudem müssen gerade ältere Menschen proaktiv über Patientenverfügungen und Vorsorgeaufträge aufgeklärt werden und es muss ihnen ermöglicht werden, selbstbestimmt den Übergang in die palliative Begleitung oder den Freitod zu wählen.

Andy Villiger
1962, Unternehmer,
Dipl. Informatik-Ing. ETH Holzhäusern Parteilos


Frage 1:
Unsere Lebenserwartung steigt; der Zugewinn besteht vorwiegend aus gesunden Jahren. Was machen wir damit? Welche Rahmenbedingungen würden Sie konkret schaffen, um dieses Potential vermehrt zu nutzen?

Als Gesundheitsdirektor wäre es mir das wichtigste Anliegen, dass Seniorinnen und Senioren mit guter Aufklärung und einfacher Prävention den Lebensabend gesund und vital verbringen können. Hier sollen vermehrt Angebote geschaffen werden, dass Freiwillige sich gemeinnützig engagieren können. Studien haben gezeigt, dass solche Engagements punkto Lebensfreude und Vitalität sehr positiv wirken. So könnte auch die Pflege oder Heilung von chronisch kranken Mitmenschen kosteneffizient unterstützt werden.



Frage 2:
Das Thema «Wohnen» beschäftigt auch die ältere Bevölkerung im Kanton Zug in einem hohen Mass. Welche konkreten Massnahmen stehen für Sie im Vordergrund?

Erstens sollten Generationenwohnprojekte gefördert werden, bei denen Jung und Alt zusammenleben. Dies schafft bezahlbares Wohnen, stärkt soziale Bindungen und hält gesund.
Weiter soll der Ausbau barrierearmer Wohnungen vorangetrieben werden, etwa durch finanzielle Anreize für altersgerechte Neu- oder Umbauten.
Drittens können gezielte Mietzinsreduktionen für Menschen mit echtem Bedarf die finanzielle Belastung mindern. Diese Kombination wird die Lebensqualität älterer Menschen erhalten und steigern.


Frage 3:
Welche Massnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend umzusetzen, um die Gesundheitsversor-gung für die wachsende Anzahl der älteren und hochbetagten Menschen im Kanton Zug wirksam und wirtschaftlich sicherzustellen?

Hier nehme ich die Frage sehr gerne wörtlich: Die älteren Menschen mit «Gesundheit zu versorgen» – Ja, die wichtigste Aufgabe heisst «Vorbeugen» – also die Gesundheit erhalten. 60% der Gesundheitskosten gehen zu Lasten von chronischen Krankheiten. Und diese können wir mit Bewegung und gesunder Ernährung verhindern, zum Teil sogar heilen.
Das Wissen ist vorhanden. Aber es ist auch ein eigenverantwortlicher Wechsel zu einem lustvollen Lebensstil nötig. Die Akutmedizin werden wir erhalten und ausbauen. Leider sind wir älteren Menschen zur profitablen Kundengruppe der Medizin geworden. Falsche Anreize!